Archivschätze: Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

Sammlungen der Hochschulbibliothek

Neben überwiegend musikbibliothekarischen Rara (u. a. Richard-Wagner-Schrifttum, Filmmusik-Tonträger) verfügt die Hochschulbibliothek auch über archivalisches Sammlungsgut zur Geschichte der Hochschule und ihrer Vorgängereinrichtung, künstlerische Archive (Vor- und Nachlässe) sowie ein Presse- und Veranstaltungsarchiv. Die Mitwirkung im Konsortialprojekt Digi-Kunst.nrw (DH.NRW) soll die digitale Sichtbarkeit der (digitalen) Bestände in den kommenden Jahren erhöhen.

Studio zur Digitalisierung historischer Tonträger

Das Studio zur Digitalisierung historischer Tonträger ist ein im Rahmen des Förderprogramms „Geistes- und Gesellschaftswissenschaften NRW“ vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen eingerichteter Erfassungs- und Archivierungsplatz für historische Audiomedien, mit dessen Hilfe Tonträger von den frühesten Schellackplatten bis hin zu Langspielplatten modernerer Zeit nach internationalen wissenschaftlichen Standards in digitaler Form gespeichert werden können, um anschließend entweder als Quellenmaterial für musikologische oder audiotechnische Forschungsarbeiten oder als Klangbeispiele für Vorlesungen, Vorträge und Seminare zu dienen.

Derzeit umfasst das Archiv einen Bestand von über 7.000 Digitalisaten von Klangdokumenten der letzten 120 Jahre, der kontinuierlich anwächst. Obwohl der Schwerpunkt derzeit (noch) auf der europäisch geprägten Kunstmusik liegt, finden sich hier ebenfalls wertvolle Klangdokumente aller Sparten vom Liedgesang über Militärorchester bis hin zur Tanzmusik.

Digitalisierung und Beschreibung:

Dr. Willy Bettoni, Jonas Lamik

Hochschulbibliothek, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

Karsten Lehl

Studio zur Digitalisierung historischer Tonträger, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

Die Schätze


Schaustück

Die aus der Instrumentensammlung der Hochschule stammende Bassklarinette, gefertigt ca. 1870 in Bayreuth von Johann Simon Stengel, ist ein bedeutendes Artefakt: Die Klarinette wurde dem Düsseldorfer Hochschulprofessor Hans Klüppel, der Mitglied des Bayreuther Festspielorchesters war, für seine jahrzehntelang Mitwirkung als Bassklarinettist des Orchesters persönlich von Wolfgang Wagner geschenkt. Nach mündlicher Überlieferung sei der Klang des Instruments 1866 bei der Bayreuther Erstaufführung von Richard Wagners Tristan und Isolde zu hören gewesen.

In der Broschüre „Schatzkammer Musikdidaktisches Museum“ wird das Instrument weiter beschrieben: Die Bassklarinette in A weist eine ab dem 20. Jahrhundert nicht mehr gebräuchliche, auf Adolphe Sax zurückgehende längere Bauform auf und verfügt über eine Rohrlänge von 1320 Millimetern, einen Schallstückranddurchmesser von 141 Millimetern und ein Gewicht von 1430 Gramm. Bei zwölf Klappen reicht ihr Tonumfang vom großen Cis bis zum a‘‘. Sie lässt alle vom Wagner’schen Musikdrama geforderten, damals noch recht ungewöhnlichen Spieltechniken zu, einschließlich Glissando, Flatterzunge und Flageolett. Die weiteren Abbildungen zeigen eine Außenansicht des Koffers sowie Musikalien mit einschlägigem Repertoire (z. B. Orchesterstellen aus Tristan und Isolde)) samt der Broschüre, die zum Festkonzert zur ‚Wiederentdeckung‘ des Instruments 2013 erschienen ist.


Werkstück

Im Sommer 1890 komponierte Max Bruch auf dem Igeler Hof in Bergisch Gladbach sein Adagio nach keltischen Melodien, op. 56 für Violoncello und Orchester bzw. Violoncello und Klavier. Im September desselben Jahres siedelte er mit seiner Familie nach Berlin-Friedenau über, wo er das Werk 1891 seinem Verleger Fritz Simrock zur Veröffentlichung übergab. Die hier vorgestellte Handschrift, sorgfältig von Bruch kopiert, wurde höchstwahrscheinlich als Vorlage für den Erstdruck der Fassung für Klavier und Violoncello benutzt, wie die Plattennummer 9478 am unteren Rand der Seite verdeutlicht. Das Autograf ist Teil der Max-Bruch-Sammlung der Robert Schumann Hochschule, bestehend aus acht weiteren Werken und Briefen, die der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer Dieter Höppner der Hochschule 1983 als Dauerleihgabe anbot.

Die vorhergehenden Skizzen aus der Zeit auf dem Igeler Hof werden in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt und unter dieser Adresse digital zu finden.

Ein von Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf angefertigtes Digitalisat ist in den digitalen Sammlungen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu finden.


Drei Gründungsstücke

Genehmigungsurkunde der Stadt Düsseldorf (25. März 1935)

Zum Jahresende 1934 wurden mindestens zwei private Düsseldorfer Konservatorien, das 1902 gegründete Buths-Neitzel-Konservatorium und das unter jüdischer Leitung stehende Gumpert-Konservatorium, voll bzw. teilweise aufgelöst und die Gründung eines städtischen Konservatoriums mit Lehrerseminar zum Jahresbeginn 1935 initiiert. Leiter wurde der Düsseldorfer Generalmusikdirektor Hugo Balzer, der im weiteren Verlauf der 1930er Jahre als Parteimitglied und Kulturfunktionär den Plan einer Reichsmusikhauptstadt Düsseldorf vorantrieb. Obwohl hier ein städtisches Konservatorium gegründet wurde, waren im zentralistisch geprägten Preußen und im NS-Staat die Genehmigung zur Eröffnung resp. die Einsetzung zum Leiter ein durch die Mittel-, nicht die Kommunalbehörde ergehender Rechtsakt. Die Identität des im Auftrag des Regierungspräsidenten Carl Christian Schmid Unterzeichnenden konnte nicht ermittelt werden.

Im Rahmen der umfassenden Neuordnung der Hochschullandschaft in den frühen 1970er Jahren regelte das Kunsthochschulgesetz (rückwirkend) zum 1. April 1972 den Übergang der Trägerschaft des Robert-Schumann-Konservatoriums von der Stadt auf das Land. Dem vorausgegangen war in den Nachkriegsjahrzehnten eine stetig wachsende künstlerische Bedeutung und personelle Größe. Im Übergangsvertrag wurde auf Betreiben des Direktors und neuen Dekans Helmut Kirchmeyer (1930–2021) eine weitreichende Autonomie des so geschaffenen Robert-Schumann-Instituts (RSI) im Verbund der Staatlichen Hochschule für Musik Rheinland mit Hauptsitz Köln bekräftigt (insbesondere: eine eigene Verwaltung, eigene Berufungen, eigene Prüfungsverfahren); zudem wurde dem RSI ein Flurstück an der Fischerstraße 110 in Düsseldorf-Derendorf zur Bebauung zugewiesen. Seitens des zu dieser Zeit von Johannes Rau geführten Wissenschaftsministeriums NRW ist der Vertrag von Ministerialdirigent Eberhard Freiherr von Medem gezeichnet.

Die Gründung der heutigen Robert Schumann Hochschule zum 20. Oktober 1987 bedurfte, im Gegensatz zu den Vorgängen der Jahre 1935 und 1972, nicht eines gesonderten Vertrages. Die organisatorischen – vor allem: finanziellen – Modalitäten regelte der am 28. Dezember 2021 gezeichnete Erlass „im Einvernehmen mit dem Finanzminister“; die Gründung der Hochschule selbst war durch das unter der Wissenschaftsministerin Anke Brunn neu gefasste Kunsthochschulgesetz 1987 vollzogen. In den nachfolgenden Bestimmungen (Anlagen) werden bisher dem Robert-Schumann-Institut zugewiesene Titel im Kapitel der Hochschule für Musik Köln inhaltsgleich in ein neu eingerichtetes Kapitel der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf umgesetzt; dies zog für die ‚neu gegründete‘ Hochschule das schwere Erbe nach sich, dass sie hinzugewonnene Rechte und Pflichten zunächst im Rahmen ihrer bisherigen Finanzierung bewerkstelligen musste. Dies nahm der Gründungsrektor Helmut Kirchmeyer (1930–2021) jedoch in Kauf. Trotz der Bedeutung für die neue Hochschule vor allem haushälterisch von Belang, ist der Erlass des Wissenschaftsministeriums vom damaligen Leitenden Ministerialrat für Hochschulfinanzen Dr. Fleischer gezeichnet.


Spielstück

Obwohl von dem Düsseldorfer Pianisten Karlrobert Kreiten zu Lebzeiten keine kommerziellen Tonträger veröffentlicht worden waren, ist sein Klavierspiel dennoch auf einer Reihe von Privatmitschnitten aus den Jahren 1933 bis 1938 erhalten geblieben. Ein Großteil dieser Platten, die vermutlich überwiegend zur Selbstkontrolle für Kreiten angefertigt wurden, wurde durch dessen Mutter 1983 zur Überspielung auf eine Langspielplatte verliehen. Der Verbleib dieser Originale ist ungeklärt – sie müssen heute als verschollen gelten. Umso überraschenden war es, dass im Jahr 2016 einige weitere, bis dahin unbekannte Kreiten-Privatplatten aus dem Nachlass zum Vorschein kamen, die schließlich vom Stadtmuseum Düsseldorf erworben wurden. Im Studio zur Digitalisierung historischer Tonträger der Robert Schumann Hochschule wurden sämtliche erhaltenen Aufnahmen des Pianisten digitalisiert und mit modernen Digitalen Mitteln neu restauriert, um sie auf einer CD der Öffentlichkeit teils erstmalig zugänglich zu machen (Karlrobert Kreiten: Historical Recordings; AVI music AVRR8553155.2). Hochauflösende Digitalisate der Aufnahmen in unbearbeitetem Originalzustand befinden sich im Archiv des Hochschul-Studios.

Die Digitalisierung erfolgte bei einer stark reduzierten Geschwindigkeit von 16,67 Umdrehungen pro Minute mit einer mechanischen Tonkopf-Führung. Die Tonspur wurde so in 458 Teilsegmenten gespeichert, anschießend in korrekter Reihenfolge zusammengesetzt und auf die damalige Standard-Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute beschleunigt. Das Archiv-Digitalisat liegt unkomprimiert in einer Auflösung von 96 kHz/24 bit vor.


Klangstück

Partitur; orangener Umschlag mit Komponistenname und Titel. In der linken unteren Ecke verweist die ehemalige NC-Signatur „SN 700“ darauf, dass die Musikalie Teil der Gruppe war, die als Bestand dem „Studio für Neue Musik“ zugerechnet wurde, also der künstlerischen Abteilung, an der über mehrere Jahrzehnte die zeitgenössische Musik gepflegt wurde. Das Exemplar besteht aus 21 nicht nummerierten Seiten in grafischer Notation. Vermutlich wurde das Exemplar für die Erstaufführung 1975 benutzt. Auf der ersten Seite wurden die Namen der Musiker annotiert. In der Partitur sind handschriftliche Notizen (vermutlich der Aufführenden) zu lesen, die mit Bleistift und Kugelschreiber angefertigt worden sind. Der Bestand zu Albert Gohlke am Heinrich-Heine-Institut weist 1 weitere Kopie der Spielpartitur auf, vgl.: https://emuseum.duesseldorf.de/objects/866468/perkussion-iii?ctx=a9be6137-72ea-4edb-a44b-1d09ed4a31e2&idx=82.

Mitschnitt der Uraufführung